
Die Maillarín-Schale, ein Meisterwerk aus dem 5. Jahrhundert n. Chr., erhebt sich als Symbol der kulturellen und künstlerischen Blüte in der hispanischen Welt während der Spätantike. Ihre Geschichte ist so rätselhaft wie ihre Schönheit: Entdeckt im Jahr 1897 in der Nähe von Barcelona, schlummerte sie jahrelang ungesehen in einer Privatsammlung, bevor sie 1956 dem Museo Arqueológico Nacional in Madrid übergeben wurde.
Die Schale, gefertigt aus massivem Silber, beeindruckt durch ihren exzellenten Erhaltungszustand und ihre detailreiche Ornamentik. Ihr Inneres ist mit einem Muster aus stilisierten Pflanzenmotiven verziert, während der Außenrand von drei mythologischen Szenen dominiert wird:
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Dionysos und die Mänaden: Die zentrale Szene zeigt den Gott des Weins und der Ekstase, Dionysos, umgeben von seinen weiblichen Begleiterinnen, den Mänaden.
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Hermes mit Argus Panoptes: Auf einer Seite ist Hermes, der Götterbote, zu sehen, wie er das riesige Monster Argus Panoptes tötet, ein Wesen mit hundert Augen.
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Orpheus und Eurydike: Auf der gegenüberliegenden Seite hält Orpheus seine geliebte Eurydike fest, während sie sich aus dem Unterreich zurückzieht.
Die komplexe Ikonographie der Schale lässt Raum für Spekulationen. Die Wahl mythologischer Themen deutet auf die weitreichende kulturelle Verbundenheit des spätantiken Hispanien mit der griechischen und römischen Welt hin.
Szene | Bedeutung | Interpretation |
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Dionysos und die Mänaden | Darstellung von Wein, Ekstase und dem Zyklus der Natur | Könnte als Symbol für den Überfluss und das Glück in der Gesellschaft gedeutet werden, oder auch für eine religiöse Verehrung des Gottes Dionysos. |
Hermes mit Argus Panoptes | Sieg über das Böse und die Macht der Götter | Vielleicht ein Hinweis auf politische Machtkämpfe oder den Wunsch nach Sicherheit und Schutz. |
Orpheus und Eurydike | Liebe, Trauer und die Macht der Musik | Ein eindringliches Motiv, welches die menschlichen Sehnsüchte nach Verbundenheit und Unsterblichkeit widerspiegeln könnte. |
Es ist bemerkenswert, wie die antiken Künstler der Maillarín-Schale detaillierte Geschichten in ein so kompaktes Gefäß eingefangen haben. Die präzise Ausführung des Silberschmiedehandwerks, die lebendigen Gesichter der Figuren und die feinsten Details der Kleidung und der Ornamente zeugen von einem hohen Grad an künstlerischem Können und kulturellem Reichtum.
Die Schale ist nicht nur ein Kunstobjekt, sondern auch ein Zeugnis für die Geschichte der Region. Ihre Entdeckung in Barcelona legt nahe, dass sie Teil einer regeren römischen Tradition war, die bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. anhielt.
Wer war der Künstler hinter dieser Meisterleistung?
Leider bleibt diese Frage unbeantwortet. Die Maillarín-Schale trägt keine Signatur oder andere Hinweise auf den Namen des Künstlers. Es ist jedoch anzunehmen, dass er Teil einer florierenden Werkstatt in Hispanien war, die für ihre hochwertigen Silberarbeiten bekannt war.
Die Maillarín-Schale ist ein faszinierendes Beispiel für die kulturelle Vielfalt und künstlerische Brillanz der Spätantike. Sie erinnert uns daran, dass Schönheit und Geschichte Hand in Hand gehen können und dass selbst scheinbar alltägliche Gegenstände tiefe Einblicke in vergangene Zeiten gewähren können.
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